Alfred Rabofsky

Schriftsetzer. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1919    † 1944

 

Lebenslauf

Alfred Rabofksy wurde am 29.6.1919 in Wien geboren. Er besuchte die Schule im 9. Wiener Gemeindebezirk. In jungen Jahren war er Mitglied der “Roten Falken”. Ab 1934 schloss er sich dem Kommunistischen Jugendverband Österreichs an. Er absolvierte eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Alsbald gehörte er der Arbeiterbewegung an.

"Soldatenrat"

Die Einberufung zur Wehrmacht brachte mit sich, dass er aufgrund seiner Leistungen zum Sanitätsunteroffizier ernannt wurde. Er leitete die Widerstandsgruppe “Soldatenrat”, die seit 1939 bestand. Zu dieser Gruppe gehörten neben einfachen Wehrmachtssoldaten auch Zivilistinnen und Zivilisten. Eine der jüngsten Mitglieder dieser Widerstandsgruppe war die am 11.1.1944 im Alter von knapp 19 Jahren hingerichtete Anna Gräf.

Sanitätsunteroffizier als Widerstandskämpfer

Alfred Rabofsky wurde in seiner Eigenschaft als Sanitätsunteroffizier verhaftet. Die Sanitätsabteilung Wien hatte sehr viele Widerstandskämpfer in ihren Reihen. Christian Broda, später Justizminister unter Julius Raab, wurde der Mitgliedschaft zum “Soldatenrat” verdächtigt. Er fasste drei Monate Haft für die „Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens“ aus.

Brief von Alfred Rabofsky an seinen Bruder Edi

“Lieber Edi, obzwar ich fest davon überzeugt bin, dass noch alles gut ausgehen wird, will ich Dich doch auf alle Fälle bitten, wenn ich sterben sollte, für meine Frau und meinen Sohn zu sorgen. Ich bin ja überzeugt davon, dass Mitzl sich ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten wird. Aber ich bitte Dich dennoch, sie vor allem moralisch zu unterstützen. Vor allem versuche es zu ermöglichen, dass mein Sohn Christoph gute Schulen besuchen kann und wenn möglich eine Mittelschule absolviert. Ich hoffe, dass er von mir eine Portion Wissensdurst mitbekommen hat und ihm das Lernen ebensolche Freude bereitet, wie mir. Ich weiß, dass Du auf Mitzl einen sehr, sehr guten Eindruck gemacht hast und genügend Einfluss auf sie hast. Auch an ihre eigene Fortbildung bitte ich Dich zu kümmern. Es grüßt Dich herzlich Dein dankbarer Bruder - Fredl.”

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1399. Wiener Stern Verlag 2016

Heirat, Vaterschaft, Verhaftung und Todesurteil

Im Jahre 1943 heiratete Alfred Rabofsky. Seinen während der Haftzeit geborenen Sohn hat er nie gesehen.

Am 16. Juni 1943 erfolgte die Verhaftung von Alfred Rabofsky. Er wurde vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.

Brief von Alfred Rabofsky an seine Frau Maria, v. 2.7.1944 (Auszug)

"Mein liebes, liebes Dirndl! Es kommt mir schon wieder so lange her, dass ich dich gesehen habe. Mehr als 14 Tage liegt dieser "Festtag" schon wieder zurück. Ich würde ja am liebsten bei einem so kurzen Besuch gar nichts sprechen und nur ganz tief in deine blauen Augen schauen, da wüsste ich schon genug. Leuchtet doch aus deinen Augen mir soviel Liebe entgegen. Auch ich kann nicht in Worten ausdrücken, was ich empfinde und wie groß meine Liebe ist, die ich dir schenken will. Unsere glücklichsten Stunden waren es ja, wenn wir uns ganz still in den Armen lagen und uns in die Augen sahen. Da bedurfte es keiner Worte. Ja, das war eine glückliche Zeit, nur kurz, sehr kurz war sie. Das ist es ja auch, wa ich am schmerzlichsten empfinde, die Trennung von dir und Christl, von meiner Familie. Natürlich fehlen mir auch so kleine Freuden, wie ein Blick in unsere schöne Bergheimat, oder ein wenig schöne Musik. Aber das lässt sich alles leicht entbehren. Nur dass ich dich, mein liebes Dirndl, entbehren muss, dass fällt mir schwer. Doch wie schwer wäre es erst, wenn ich die Gewissheit nicht hätte, dass wir uns wieder haben werden..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1404. Wiener Stern Verlag 2016

Hinrichtung

Am 19. September 1944 wurde Alfred Rabofsky im Landesgericht I in Wien hingerichtet. Die Hinrichtung erfolgte am gleichen Tag mit den Widerstandskämpfern Franz und Dr. Marie Schönfeld sowie sechs politischen Häftlingen des NS-Regimes.

Gedenkfeiern für Alfred Rabofsky

Der 10. und der 20. Jahrestag seiner Hinrichtung wurde ihm im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgerichtes Wien gedacht. Zum 10. Jahrestag würdigte ihn Friedrich Heer, zum 20. Jahrestag Albert Massiczek.

Friedrich Heer zum 10. Jahrestag der Hinrichtung

“Von diesem jungen Schriftsetzer können wir lernen, was wir heute zu allererst brauchen: eine gute Kraft und eine gute, illusionslose Hoffnung. Die Kraft, um Widerstand zu leisten auch einer scheinbar allmächtigen Machtmaschine gegenüber, und die Hoffnung, dass es immer wieder Menschen geben wird, für die ihr Gewissen entscheidender ist als die Furcht und Angst.”

Rede von Albert Massiczek zum 20. Jahrestag der Hinrichtung

Der Rede von Albert Massiczek ist folgender trauriger Umstand zu entnehmen:
“Jeden­falls, den un­schul­dig und ge­wis­sen­los Ver­ur­teil­ten und Hin­ge­rich­te­ten wur­de ein Be­gräb­nis, eine kirch­li­che Ein­seg­nung ver­wei­gert, kein kennt­li­ches Grab ge­währt.”
Umso wichtiger ist es, dass seiner an seinem Grab in der Gruppe 40, wo viele Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer ihre letzte Ruhe gefunden haben, gedacht werden kann.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • Albert Massiczek, 1916 - 2001
  • DÖW: Nie an den "Endsieg" geglaubt: Alfred Rabofsky, Walter Kämpf und die Widerstandsgruppe "Soldatenrat"

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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